
Stützpunktfeuerwehr des Amt-Döbern Land
🛑 Auflösung unseres Aprilscherzes! 🛑
Na, wer ist drauf reingefallen? 😄 Natürlich wurde unser Tanklöschfahrzeug nicht auf Sandlöschung umgerüstet – das war unsere alljährliche 1. April-Flinte!
Aber wie in jedem guten Scherz steckt auch ein Stück Wahrheit: Die Feuerwehr steht vor immer neuen Herausforderungen. Sei es bei Bränden von Elektrofahrzeugen, neuen Baustoffen oder Gefahrstoffen – wir müssen uns ständig weiterbilden, um im Ernstfall richtig zu handeln.
Deshalb investieren wir viel Zeit in Aus- und Weiterbildung, um für euch da zu sein, wenn es drauf ankommt.
Danke an alle, die mitgerätselt und mitgelacht haben! 🚒💪
—————————————————————-
In den letzten Monaten wurde unser Tanklöschfahrzeug „Brandenburger“ in Zusammenarbeit mit der renommierten Lortz Strahlanlagen GmbH aus 64853 Otzberg (Hessen) umfassend umgerüstet. Der Grund: Die Feuerwehr Döbern ist Teil eines innovativen Förderprojekts, das den Einsatz alternativer Löschmittel testet. Ab sofort sind wir in der Lage, statt Wasser gezielt Sand als Löschmittel einzusetzen.
Wasser hat sich über Jahrzehnte als universelles Löschmittel bewährt – es ist neutral, umweltfreundlich und in großen Mengen verfügbar. Doch mit den sich wandelnden Herausforderungen im Brandschutz stoßen wir immer häufiger an die Grenzen der klassischen Brandbekämpfung. Besonders Brände von Lithium-Ionen-Batterien in Photovoltaik-Hausspeichern und Elektrofahrzeugen stellen für Feuerwehren eine große Herausforderung dar.
Der Ausbau erneuerbarer Energien nimmt immer weiter zu. Immer mehr Hausdächer werden mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, und in den Kellern oder Hauswirtschaftsräumen finden sich zunehmend PV-Speicherbatterien, die überschüssigen Strom speichern. Doch wenn diese Lithium-Ionen-Batterien in Brand geraten, ist Wasser als Löschmittel nicht nur wirkungslos – es kann die Situation sogar verschlimmern.
➡ Leitfähigkeit: Wasser leitet Strom. Das bedeutet, dass es beim Löschen eines Batteriebrandes zu gefährlichen Spannungsüberschlägen kommen kann, die nicht nur die Einsatzkräfte gefährden, sondern auch umliegende Strukturen weiter entzünden können.
➡ Thermisches Durchgehen (Thermal Runaway): Ein einmal entzündeter Lithium-Ionen-Akku heizt sich selbst weiter auf. Wasser verdampft schnell an den heißen Zellen und kann den Brand nicht effektiv kühlen oder stoppen.
➡ Freisetzung gefährlicher Gase: Beim Brand einer Batterie entstehen hochgiftige und entzündliche Gase. Wasser kann diese nicht binden oder neutralisieren, was das Risiko von Explosionen erhöht
➡ Löscheffektivität: Selbst Schaum, der oft als Alternative zum Wasser genutzt wird, enthält einen hohen Wasseranteil und ist daher ebenfalls nicht geeignet.
Bei brennenden Elektrofahrzeugen zeigt sich ein ähnliches Problem: Die Batterieeinheiten sind oft in einem geschlossenen Gehäuse verbaut, wodurch das Wasser gar nicht erst bis zum Brandherd vordringen kann. In der Praxis bleiben oft nur aufwendige Maßnahmen wie das Eintauchen des gesamten Fahrzeugs in Wassercontainern – eine logistisch schwierige und kostenintensive Lösung.
Sand bietet bei diesen speziellen Brandfällen gleich mehrere Vorteile:
➡ Erstickende Wirkung: Durch das vollständige Bedecken der brennenden Batterie wird der Sauerstoff entzogen, wodurch das Feuer erstickt werden kann.
➡ Kein Kurzschlussrisiko: Sand leitet keinen Strom und verhindert dadurch gefährliche Spannungsüberschläge.
➡ Wärmeaufnahme: Sand kann große Mengen an Hitze speichern und hilft so, das thermische Durchgehen einer Batterie zu unterbrechen.
➡ Regionale Verfügbarkeit: In unserer Region, der Lausitz, liegt Sand quasi unter jedem Waldboden. Der feinkörnige, trockene „Karnickelsand“ ist in großen Mengen verfügbar und kann nachhaltig genutzt werden.
Die Umrüstung unseres 30 Jahre alten Tanklöschfahrzeugs “Brandenburger” erforderte eine völlig neue Technik. Anstelle des Wassertanks wurde ein Spezialbehälter installiert, der bis zu 2.500 kg fein gekörnten Quarzsand aufnehmen kann. Der Sand wird über ein neuartiges Unterdrucksystem in den Tank gesogen und bei Bedarf mit Hochdruck über ein speziell entwickeltes Strahlrohr ausgebracht – ähnlich einem Sandstrahlverfahren.
Um eine reibungslose Befüllung sicherzustellen, hat die Stadt Döbern am Bauhof ein eigens dafür errichtetes Silo installiert. Hier wird der Sand vorgetrocknet und in den Wintermonaten durch eine spezielle Heizvorrichtung frostfrei gehalten. Das System erlaubt eine schnelle Wiederbefüllung des Fahrzeugs innerhalb weniger Minuten.
Seit der Umrüstung befindet sich das System in einer intensiven Testphase. Erste Simulationen und kleinere Einsätze haben gezeigt, dass sich Sand insbesondere bei Bränden von Lithium-Ionen-Batterien als äußerst wirksam erweist. Auch die Eindämmung von Bränden in Photovoltaikanlagen konnte mit dieser neuen Technik erfolgreich getestet werden.
Sollte sich das Pilotprojekt bewähren, könnte Döbern eine Vorreiterrolle in der modernen Brandbekämpfung einnehmen. Bürgermeister Jörg Rakete zeigt sich begeistert:
“Ich bin mächtig stolz darauf, welche Rolle unsere Glasmacherstadt Döbern hier einnimmt. Wir sind nicht nur historisch für unsere Handwerkskunst bekannt, sondern nun auch als Innovationsstandort im Bereich Brandschutz. Sollte sich unser Pilotprojekt als erfolgreich erweisen, könnte das Konzept auch für andere Feuerwehren in Brandenburg und darüber hinaus eine echte Alternative darstellen.”
Bürgermeister Jörg Rakete
Wir halten Euch über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden!